Tag 6: Nyhamnsläge – Båstad 103 km

Zuerst muss ich über meine erste Nacht in einem Shelter berichten. Bisher habe ich immer neben den Shelter mein Zelt aufgestellt. Ich dachte immer, im Zelt wäre es wärmer. Entweder war diese Nacht besonders warm, oder man ist in diesen Sheltern so geschützt, sodass man genauso schlafen kann wie in einem Zelt. Ich hatte nur ein T-Shirt, eine Unterhose an. Der Schlafsack war halboffen.

Als ich aufstehe und aus dem Shelter herausgehe, merke ich aber, wie sehr der Windschutz wichtig ist. Ich fröstle leicht, ziehe meine Jacke und meine Legwarmers an.

Ich frage mich schon die ganze Tour, was mit den Tieren los ist. Die Hasen drücken sich nur an den Boden, legen die Löffel an und rennen nicht davon. Heute mustert mich ein Rehkopf aus dem Getreidefeld, was übrigens sehr lustig aussieht, und lässt mich einfach näher kommen. Dann hüpft das Reh zur Böschung, streckt den Kopf heraus, sieht nach mir, und versteckt sich dann doch in der Böschung.

Aber Panik scheint das Reh nicht zu haben. Ich habe das Gefühl, es hat gelernt, dass man die Straße beobachten muss.

Am Wegesrand steht plötzlich etwas, was mir sehr vertraut erscheint. Ich muster es länger, und es stimmt, es sind Weinstöcke. Zuerst denke ich, es ist ein kleines Feld einer Weinbar. Als ich weiter fahre, erstreckt sich doch eine größere Fläche mit Weinstöcken. 1 bis 2 km gibt es noch mal eine Fläche mit Weinstöcken.

Letztes Jahr habe ich in Schweden keine einzige Vertrauenskasse gesehen. Deswegen dachte ich, dies hätte etwas mit der bargeldlosen Zahlung zu tun. Heute sah ich einige Vertrauenskassen, aber alle wiesen auf Switch hin. Ein elektronischer Bezahldienst.

Heute war es zwar nicht so heftig mit dem Gestank der Ostsee. Aber ich hatte doch ein lustiges Erlebnis. Oder ein Erlebnis, was sehr viel über diesen Gestank sagt. Am Badplats gibt es ein primitives Plumpsklo. Ich gehe hinein und stelle fest, im Klo stinkt es weniger als draußen vor der Tür die Ostsee.

Ich habe mich ja schon letztes Jahr über die Breite der Rad- und Fußwege gewundert. Heute sah ich besonders interessante Exemplare. Es war ein Zwei-Richtungsweg, der teilweise schmäler war, als die deutschen Verwaltungsvorschriften für einen einspurigen Fußweg erlauben. Weiter ist er nicht baulich getrennt, sondern ein breiter Streifen und einige Poller trennen die Autos von diesem Weg. Das Ergebnis der Sache ist, dass die vielen Zwillingskinderwagen, ich habe sehr viele in Skandinavien bisher davon gesehen, teilweise zu breit für diese Wege sind und ich den Fußgängern ausweiche, indem ich auf die Straße fahre. In den Gegenverkehr. Diesen Gegenverkehr gibt es glücklicherweise nicht.

Irgendwann höre ich hinter mir ein Fahrrad heranbrausen, ich ziehe zum rechten Trennungsstreifen. Der Radfahrer zieht gnadenlos auf die Straße und überrollt mich rechts auf der Gegenfahrbahn der Autos.

Ich finde das eigentlich nicht weiter schlimm, aber es wundert mich doch, weil Schweden soll angeblich eine Politik haben, deren Ziel ist, dass man null Verkehrstote hat. Mit solchen Radwegen?

Gestern habe ich eigentlich überlegt zurück nach Dänemark zu fahren, weil die Badeorte ziemlich voll waren und die Verbindung dazwischen langweilige Landstraßen. Heute war die Sache ganz anders. Hauptsächlich sehr viele kleine Straßen. In den Badeorten, obwohl gegen Mittag die ganzen Parkplätze voll waren, waren die Massen doch erträglich und ich komme gut voran.

Meine Hauptsorge ist die Übernachtung. Ich soll hier in Schweden für ein Zelt und eine Person 40 € zahlen. Das hängt damit zusammen, dass hier Plätze verkauft werden und nicht die Personen berechnet. Also will ich das Jedermannsrecht nutzen. Mein erster Platz, den ich mir durch Satellitenphotos herausgesucht habe, ist eine aufgegebene Baustelle, aber ganz passabel. Denn unten an der Küste ist das Campen überall verboten. Und wie ich heute feststellen musste, wenn man das Jedermannsrecht sich genauer ansieht, gibt es doch relativ wenig Plätze, wo man sein Zelt aufschlagen kann, weil es so viele Häuser gibt.