10. Tag: Skaidi – Hammerfest (73.94km)


Heute ist Rentier Tag. Ich sehe immer wieder ganz kleine Grüppchen. Erstaunlich ist, wie unterschiedlich scheu diese sind.

Manche ergreifen die Flucht, wenn ich 50 Meter entfernt bin, andere lassen mich auf wenige Meter heran. Manchmal habe ich den Eindruck, sie mustern mich neugierig. Ein Rentier kümmert sich schlicht nicht um mich.

Persönlich frage ich mich, wie konnten Rentiere in der Evolution überleben.

Ich komme aus einer Richtung, aus der Gegenrichtung ein Auto. Rentiere auf der Straße.

Wobei die diesjährig Rentiere nicht die Mittelstreifenfixierung haben wie vor zwei Jahren. Die Rentiere wenden sich nach links, dann rechts, dann wieder links. Irgendwann haben sie sich entschieden. Wäre ich jetzt ein Bär oder Wolf, mein Essen wäre gesichert.

Vielleicht die Strategie des Rentieres. Mein Fressfeind wird durch Überfressenheit schachmatt gesetzt. Letztlich wundert mich die heutige Menge der Tiere. Letztes Mal habe ich zwischen Alta und Skaidi kein einziges Rentier gesehen.

Ich habe mich vor zwei Jahren im Sennalandet gefragt, wer wohnt in den weit verstreuten Häusern. Gestern wurde es klarer. Neben den Häusern standen sehr häufig Samizelte und Wohnwagen. Vielleicht durchfahre ich die Gegend zu einem anderen Zeitpunkt im Zyklus der Rentierzucht.

John hat vor zwei Jahren in Kautokeino über einen steilen Berg nach Hammerfest gejammter. Dieser Berg will einfach nicht erklommen werden.

Die Strecke nach Hammerfest kommt mir befahrener als die E6 gestern vor. Am Anfang bereue ich nicht über Havoysund gefahren zu sein. Doch es wird dann doch schön.

Die Vegetation des Sennalandet plötzlich unten an der Küste.

Eigentlich wollte ich in Hammerfest am Campingplatz endlich wieder ein zivilisierter Mensch werden. Der Campingplatz wird abgerissen. Also verziehe ich mich in ein Birkenwäldchen neben an. Hoffentlich darf ich in meinem Zustand morgen auf das Schiff.