Gleich nach Start sehe ich eine Geröllhalde und frage mich, Menschenhand oder Natur. Ich sehe noch einige von ihnen und es wird mir klar, das war die Natur.
Der Waldboden ist voller Gesteinsbrocken. Das Bild erinnert sehr an Schweden. Man könnte fast glauben, ein riesiges Mahlwerk hätte vor Norwegen halt gemacht.
Es gibt immer noch keine fließenden Gewässer. Also versorge ich mich aus den Seen. Das Wasser hat einen leicht sandigen Nachgeschmack. Ich überlege mir meinen Wasserfilter einzusetzen.
Heute erlebe ich nordskandinavische Hitze. Da ich Richtung Süden fahre, habe ich die Sonne im Gesicht. Leider werden die Farben dadurch sehr hart. Andererseits als vor zwei Jahren die Sonne auf meinen Hinterkopf knallte, war es noch unerträglicher.
Finnland hat den Ruf unter Radreisenden langweilig zu sein. Leider kann ich nicht widersprechen. Einerseits sind diese Mengen an Seen und deren Größe und daneben ein waldbrandgefährdetes Gebiet faszinierend. Aber es ist immer dasselbe Blau und derselbe Wald darum. Die Bilder wiederholen sich sehr rasch. Den Inari-See finde ich dann auch nicht mehr sonderlich aufregend.
Die Monotonie wird verstärkt, da die Finnen ihre Häuser wesentlich weiter Weg von der Straße im Wald bauen. So sind nur die vierstelligen Hausnummern zu sehen. Auch fällt mir auf, dass viele Grundstückseingänge mit Rentierschutz versehen sind.
Eigentlich hat mich die Betriebsamkeit der nordnorwegischen Küste immer wieder etwas verwundert. Wer die skandinavische Einsamkeit sucht, ist hier gut aufgehoben. Eine Infotafel schreibt über ein Dorf. 250 Einwohner entlang einer Straße von 60km. Wobei ich mir bei solchen Dingen die Frage stelle. Waren zuerst die Häuser oder erst die Straße da?
Ein anderes Beispiel für diese Einsamkeit, ich habe in Hesseng für drei Tage eingekauft, weil nicht klar war, ob es bis Karasjok Einkaufmöglichkeiten gibt. Außer zwei Kioske, die nicht geeignet für den Radfahrerhunger sind, gibt es nichts zum Einkaufen.
In Norwegen fand ich schon immer wieder bezeichnend, dass selten der Zielort angegeben wurde, sondern man spricht von südwärts oder nordwärts. An dem Kiosk in Kaamanen werde ich nach meiner Reiserichtung gefragt. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, denn Alta liegt nordwestlich, führt aber von Kirkenes weg. Die Finnen entscheiden südwärts.