15. Tag Ånäset – Skellefteå 108.78km


In Ånäset versorge ich mich in einer Tankstelle mit Vollkornkeksen. Der ICA hat noch zu, der nächste Supermarkt kommt vielleicht erst in 80 km, ebenfalls ist das die Meinung all meiner Waypointdateien. Die irren sich aber. Dann photographiere ich den Ort, um schwedische Realität einzufangen.

Dann fahre ich los und bekomme allmählich einen Schwedenkoller. Schon wieder Schotterstraße und immer dieser Wald.

Letztes Jahr war ich ziemlich von diesen Straßen angetan, weil sehr glatt und fest. Dieses Mal holpere ich sehr oft über Schottersteine und die Oberfläche ist malmig. Besonders holprig wird es, wenn Traktoren den Weg nutzen. Sie machen den Weg zum Wellblech. Diese Wege nehmen auch jede Erhebung mit. Und dann dieser eintönige Wald. Es nervt.

Als solches habe ich den Verdacht, dass der Zustand der Schotterwege mit dem langen schönen Wetter zu tun haben könnte. So lang die Wege feucht sind, sind sie gut fahrbar. Anscheinend können dann die Reifen die Oberfläche der Straße nicht angreifen. Ab einer bestimmten Trockenheit wird die Oberfläche zerrieben und es wird mühselig.

Die Asphaltstraßen weisen massive und viele Frostschäden auf, so dass die Entsorgung der deutschen Frostschädenstraßen des langen Winters 2010 eine eindeutige Verbesserung der schwedischen Verhältnisse darstellen würde.

Ich kämpfe mit dem Wetter. Es wechselt ständig und ich wechsle zwischen Frieren und Schwitzen. Letztendlich ist meine Windstopperweste die beste Lösung.

Aber mein Eindruck wird bestätigt, nur die Sonne ist für die Wärme zuständig. Das Meer und die Landmasse sind nicht aufgeheizt. So bald die Sonne weg ist, wird es kühl. So kühl, dass das Bedürfnis nach etwas zum Überziehen entsteht.

Nachmittags zieht der Himmel ganz zu. Bei den Abfahrten friere ich schlichtweg und bekomme Angst vor den Nächten. Die sind jetzt schon kühl. Als ich mal stehen bleibe, stelle ich fest, es geht eigentlich. Der Wind kühlt hier extrem.

Durch die Lektüre russischer Romane, war ich im Glauben, Birkenwälder seien Naturwälder. Hier werden abgeholzte Flächen mit Birken aufgeforstet. Für was braucht man Birkenholz?

Allmählich glaube ich, begreife ich, woran man merkt, dass es immer nördlicher wird. Die Waldstrecken werden länger. Aber der Moment der mich in Schottland so fasziniert hat, der Natur das Leben abzutrotzen, fehlt hier. Wenn die Holzhäuser fehlen, dann könnte man auch in Deutschland sein. Irgendwann habe ich das Gefühl, diesen Moment doch wahrzunehmen. Die Bäume werden kleiner und stehen lichter. Aber nachkommender Wald lässt vermuten, es war ein großes Aufforstungsgebiet.

Irgendwann vor Burvik sind immer wieder Stöcke in den Straßenrand gesteckt. Vermutlich für den Winter, um die Straße noch zu finden. Da ich diese Stöcke nur aus den Alpen kenne, muss ich schmunzeln, als ich sie auch noch an der Straße am Meer entlang sehe.

Der Weg nach Skellefteå hinein ist langweilig und öde.

Obwohl die Reihenhaussiedlungen haben etwas Absurdes. Aufgestellt sind die Häuser wie in England und sie sehen dementsprechend gleich aus. Aber das im schwedischen Holzbaustil.

Dann suche ich den Campingplatz in Mobacken auf. Beim Anfahren wundere ich mich schon, warum es hier einen Campingplatz geben soll. Ich lande auf dem Gelände eines Begegnungszentrums der schwedischen Kirche. Ich finde im Café jemanden. Das mit dem Campingplatz das war mal. Aber ich könne mein Zelt trotzdem aufstellen. Wasser gäbe es, aber keine Duschen und Toiletten. Ich schlage mein Zelt auf und koche.