9. Tag: Passau- Haidmühle

Am Morgen spreche ich mit einer Schweizerin, die zurück nach Bern mit dem Zug will. Sie hat natürlich das Problem, dass sie keine Radverbindung in die Schweiz über das Online-Angebot der Deutschen Bahn bekommt. Ihr Problem, der Schalter in Passau ist gänzlich wegen technischer Probleme geschlossen .

Ich bilde mir ja ein, dass ich einen großstadtgestähltes Kind des Verkehrs bin. Und Passau lerne ich, ich bin ein Weichei. Der Weg zum Donauradweg ist ein Fiasko. Ich suche verzweifelt Fußgängerampeln, um über diese Straße zu kommen. Die Hanauer Landstraße in Frankfurt, die Ausfallstraße für den Lieferverkehr ist ein Dreck dagegen.

Dann gehe ich in einem Lidl einkaufen. In den Einkaufswagen gibt es Werbung für einen Betrieb, der Swimmingpools für Privathäuser baut.

Ich bin jetzt ja zum dritten Mal im Bayerischen Wald. Ich weiß nicht, ob die Alpen meinen Blick verändert haben oder ob diese Gegend so anders ist. Aber es erinnert stark an die Alpen ohne die massiven Berge im Hintergrund.

In Wegscheid entdecke ich eine Metzgerei und kaufe mir eine warme Leberkässemmel. Es gibt sogar süßen Senf. Den gab es bei meinen letzten paar Bayernexpeditionen nicht. Die Leberkässemmel ist sehr lecker. Ich kaufe mir noch eine zweite. Man sieht mich etwas erstaunt an und ich erkläre: „Ich habe seit 30 Jahren so etwas nicht mehr gegessen.“ Ich bekomme sehr mitleidvolle Blicke.

Irgendwann halte ich einen Blick auf den Kamm des Bayerischen Waldes und ich bin entsetzt, denn es sieht ziemlich wüst aus. Es gibt riesige Felder von umgestürzten und abgestorbenen Bäumen. So sieht es zumindest aus der Ferne aus. Es wundert mich ein wenig, weil im Schwarzwald war das faszinierende, dass die Wälder für einen Laien sehr gesund und intakt aussahen.

Ich überfahre zum dritten Mal in meinem Leben die tschechische Grenze. Ich stelle mit Erleichterung fest, dass dieses Mal das erste Haus, welches ich sehe, kein Bordell ist.

Im tschechischen Nationalpark gibt es eine Art von Biwakplätzen.

Ich schwanke den ganzen Nachmittag hin und her, ob ich auf dem Campingplatz einige Kilometer vor der deutschen Grenze gehe oder auf den Biwakplatz. Dabei gehe ich immer von der Annahme aus, dass dieser Platz auf 1200 m Höhe ist. Da ich zu früh aufhören müsste, wenn ich auf dem Campingplatz gehe, entscheide ich mich für den Biwakplatz und stelle auch noch fest, er liegt nur auf 850 m und es ist eigentlich ein Spurt zu dem Platz. Zum Platz als solchem, kein Wasser, keine Toilette, kein Abfalleimer nur eine Lichtung und ein Tisch mit zwei Sitzbänken.

Aber doch etwas verwunderlich ist, dass der Grenzübergang mit einer Gaststätte und Pension in ungefähr 1 km Nähe ist. Abgesehen davon habe ich 4G.