Heute war ein Tag des Verschätzens. Die Karte für den Cykelspåret ist im Maßstab 1:250000. Was für Schweden vollkommen reicht. Doch die Entfernungen lassen sich schwer schätzen. Bisher lag ich eigentlich immer sehr gut. Aber die heutigen Wege sind von Kurven getränkt.
Aus den 30 Kilometern nach Västervik werden 50. Aus den 25 nach Lottahammar 45.
Das ganze fährt sich nicht leicht, mit meiner Bepackung.
Es ist eine ähnliche Landschaft wie gestern. Die Topographie würde mit einem verknautschten Eierkarton beschreiben. Ich muss mich von einem Becken zum anderen kurbeln. Die Steigungen sind teilweise deftig. Letztes Jahr in Schottland habe ich nicht so häufig auf den kleinsten Gang zurück schalten müssen. Es geht zwar nie richtig hoch, Schwung kann ich aber auch keinen holen.
Heute ist auch viel Erdstraße dabei. Eigentlich sind Erdstraßen unproblematisch. Hier ist aber bei fast jeder Bodenwelle die Straßenoberfläche lose. Bei den Abfahrten entstehen dadurch so etwas wie Spurrillen.
In Västervik überlege ich mir, ob ich den zahnärztlichen Notdienst aufzusuchen. Entscheide mich dann doch dagegen.
Was auffällt – heute ist Sonntag – sind die Massen von Motorradfahrern. Fast jedes Motorrad scheint mit einer Campingausrüstung bepackt zu sein.
Im ICA in Västervik fehlen wieder die Zangen bei dem Brötchenregal. Es ist Mittagszeit und es ist wieder so ein Maxi-ICA. Das kann kein Versehen sein. Die Schweden scheine diese Frage etwas anders zu sehen.
Seit gestern höre ich, wenn ich Halt mache, immer weniger Vögel, fast nur noch den Wind.
In Lotta schaue ich mir die Kirche an. Sie gefällt mir sehr in ihrer Schlichtheit.
Kurz vor Lottahammer sehe ich an der Strecke einen Campingplatz, den ich auf meiner Karte übersehen habe. Ich quartiere mich ein.
Dort stelle ich wieder wie gestern fest, haufenweise Deutsche. Die Campingplätze sind jetzt deutlich billiger und nicht richtig voll. Hier scheint das Schweden zu sein, von dem die Deutschen träumen. Die Schweden wollen anscheinend woanders hin.