Eine Art Sightseeing in Dublin. Ich gehe zuerst in das Immigration-Museum. Es ist eine riesige Multimedia-Show.
Letztendlich bin ich aber etwas angenervt und enttäuscht. Im ersten Teil wird erklärt, warum die Iren ausgewandert sind. Im zweiten Teil, wie sie die Welt beeinflusst haben. Es ist erstaunlich, es müssen einmal 8 Millionen Menschen in Irland gelebt haben. Wenn ich es richtig im Kopf habe, dann sind es momentan 5 Millionen. Zur Hungersnot sind ungefähr 25% der irischen Bevölkerung ausgewandert.
Und jetzt kommt das, was mich stört. Es dürfte ein deutsches Unbehagen sein. Sobald irgendwie jemand irische Wurzeln hat, wird er erwähnt als einflussreich und wichtiger Mensch. Sogar Barack Obama hat irische Wurzeln. Ist er deswegen amerikanische Präsident geworden? Es wird eigentlich gar nicht klar herausgearbeitet, warum die irische Herkunft der Grund für den Erfolg sein soll.
Mir ist gestern eine Amerikanerin begegnet, die sich vorstellte als Nationalität Amerikanerin, aber Blood Irish und mich fragte, was ich denn wäre. Was für eine Nation und was für ein Blut.
Würde man solch eine Ausstellung mit Deutschen machen, ich glaube, in Deutschland hätte man ein Problem mit diesem billigen Nationalismus, der über Abstammung funktioniert.
Im ersten Teil der Ausstellung wird zwar behandelt, warum die Irren auswandern, aber letztendlich wird nicht erklärt, warum es so einen extremen Exodus über all die Zeit gab.
Es wird z.B. zwar gesagt, die Irren mussten gehen, weil das Land die Menschen nicht mehr ernähren konnte. Aber es wird nicht erklärt, was in Irland so anders ist, sodass man dort nicht geschafft hat, was man woanders geschafft hat. Die Produktivität der Landwirtschaft entsprechend zu steigern.
Ich stelle mir die Frage, warum waren die Irren außerhalb ihrer Welt so erfolgreich, konnten aber kein eigenes Land schaffen, wo man gerne bleibt?
Ich gehe dann Bücher einkaufen. Wie immer gehe ich in englischsprachigen Ländern zielstrebig in die Jugendbuchabteilung.
Es gibt einen Tisch mit Klassikern der Jugendliteratur. Ich sehe einmal Michael Ende „Die unendliche Geschichte“ und Erich Kästner „Emil und die Detektive“. Ich kaufe mir zwei Bücher und hoffe, damit die Zeit relativ angenehm auf dem Campingplatz bis zum Abflug totschlagen zu können.
Dann schiebe ich mein Rad zum nationalen irischen Museum. Denn ich erhoffe mir still und heimlich, dass es dort eine Ausstellung über die irische Geschichte gibt. Ähnlich wie beim schottischen National Museum in Edinburgh.
Leider nein, es ist nur eine archäologische Ausstellung und über Goldfunde in Irland. Ich beschließe zum Campingplatz zurückzufahren.
Dieser Weg hat es in sich. Eine meiner Hauptfeinde in Irland war der Gegenwind.
Obwohl ich momentan ohne Gepäck fahre, muss ich auf die kleinste Scheibe vorne schalten und fahre fast den Gang, den ich bei ca. 7% den Berg hoch brauche. Ich hoffe, dass ich am Dienstag rechtzeitig zum Flughafen komme. Ich werde sehr früh losfahren.