13. Tag: Cahersiveen – Inch 84,9 km

Am Morgen bzw. die ganze Nacht wackelt und schlackert mein Zelt. Der Wind ist extrem stark. Es sind bis zu 50 km Stunden Windgeschwindigkeit angesagt. Ich überlege mir sogar, dass ich diesen Tag auf dem Campingplatz verbringe. Dann sehe ich mir aber die Windrichtung an und denke mir, ich könnte mit 50 km mit Rückenwind rechnen und dann kurz gegen den Wind ankämpfen oder notfalls zurückkehren. 

Also baue ich mein Zelt ab und starte. Der Zeltplatz ist in der Nähe des Meeres. 200 m weiter wird der Wind schon deutlich ruhiger. Ich fahre und stelle fest, dass ich Seitenwind habe, was auch nicht weiter schlimm ist. Aber wieder mal hat das irische Wetter nicht den Wetterbericht gelesen. 

Es heißt Regenwahrscheinlichkeit von 20 bis 30%. Ich glaube, das irische Wetter hatte daraus gemacht, es regnet 20 bis 30% von der Stunde ganz sicher. 

Ich bin teilweise von dieser Situation so angenervt, man fährt sich irgendwelche Hügel hoch und sieht nur Berge im Nebel, sodass ich mir überlege, nach Dublin zurückzukehren und meinen Flug umzubuchen. Doch dann klärt es allmählich auf und es wird eigentlich doch ganz schön. 

Ich habe auch plötzlich sehr ruhige Straßen, und muss mich nicht um den Verkehr kümmern, es kommt ein Gefühl von Ruhe auf, dass ich eigentlich an Radreisen so schätze, was ich aber bisher ihr vermisst habe. Plötzlich gibt es auch Straßen, die gerade auslaufen und nicht bergauf und bergab gehen und ich komme relativ gut voran.

Irgendwann mache ich an einem Grocery Store Pause. Eine französische Familie fährt ein. Wir unterhalten uns ein wenig und ich stelle fest, es sind zwei E-Bikes und drei Bio Bikes. Ich denke mir, bei den Franzosen herrschen ja noch archaische Verhältnisse. Dort sollen ja noch Kinder geben, die die Eltern sietzen bzw. es wurde erst vor ein paar Jahren verboten, dass Eltern den Kindern Ohrfeigen geben dürfen. Ich meine zu den Franzosen, das wäre gut. Die Eltern mit E-Bike, die Kinder müssten treten. Es stellt sich heraus, es ist wesentlich schlimmer, die Frauen die E-Bikes, die Männer die biologischen.

Von dem Grocery Store gibt es noch eine interessante Einrichtung, die ich in der Form noch nie gesehen habe. Waschsalons zum selber Waschen der Wäsche kenne ich. Aber dass die Maschinen im Freien sind und 24 Stunden zugänglich sind, das kenne ich nicht. Ich frage mich, als ich mir die Maschinen ansehen, warum ausgerechnet mal wieder nur der Trockner läuft. Genauso wie auf den ganzen Campingplätzen. Nur der Trockner lief, die Waschmaschinen waren immer ungenutzt.

Gegen Abend wird es wieder nervig, weil die Straße sehr betriebig ist. Ich glaube, das ist auch einer der Dinge, die mich an Irland stören. Man kann nicht mal zur Seite sehen, weil man immer so auf den Verkehr achten muss, weil die Irren die Radfahrer doch etwas eigenartig überholen.

Am Campingplatz angekommen stellt sich heraus, dass die Besitzerin des Campingplatzes Deutsch sprechen kann. Sie kam als Dreijährige nach England und kommt aus Darmstadt. Das Deutsch ist erstaunlich gut.

Mit mir am Empfang steht ein Engländer, ein Motorradfahrer und ich stelle fest, was ich mir schon die ganze Zeit denke, die Briten sind wesentlich kommunikativer als die Iren. Ich muss zum ersten Mal länger als 20 Minuten Englisch reden. Ansonsten immer hier: „I pay with card.“