12. Tag: Glencar – Cahersiveen 76,5 km

Ich jage mal wieder wie so oft Schafe. Eigentlich will ich sie nicht jagen, aber Schafe rennen grundsätzlich die Straße entlang. Sie weichen nicht zur Seite aus, obwohl das Gebiet frei wäre. Da es steil bergauf geht, fahre ich sehr langsam. Ab und zu habe ich das Gefühl, dass sich die Schafe noch mir umdrehen und sich über diesen komischen langsamen Jäger, der ab und zu zum Fotografieren stehen bleibt, wundern. Ich frage mich, wie lange die Schafe sich von mir treiben lassen. Es stellt sich mir die Frage, ob die Schafe sogar in das Nachbartal rennen? Was wahrscheinlich der Farmer nicht sehr toll finden würde. Das Erstaunliche ist, kaum kommen wir am Gipfel an. Bleiben die Schafe stehen und ich kann an ihnen vorbeifahren.

Ich sehe heute meine ersten Windräder in Irland. Es sind vier Stück. Bisher habe ich, wenn auch nur vereinzelt, Protestschilder gegen gigantische Turbinen gesehen. 

Von UK kenne ich ja eine gewisse CCTV-Vernarrtheit. Aber was ich noch nicht gesehen habe dort, dass ein Waldstück mit Videokameras bewacht wird. Ich kann an dem Waldstück nichts Besonderes erkennen.

Hier und da tauchen im Landschaftsbild Steinmauern auf. Was aber verglichen zum Vereinigten Königreich auffällt, dass sie ziemlich zerfallen sind. Bei manchen sind einfach Zäune aufgesetzt.

Das Verhalten der Autofahrer ist sehr unterschiedlich. Ein alter Mann hält ziemlich weit vor mir an und wartet auf mich. Er lässt das Fenster herunter und meint: „In  zwei Kilometer kommt der Strand, geh schwimmen und trink einen schönen Kaffee.“ Ich wundere mich, dass so ein alter Mann in Irland empfiehlt eine cup of coffee zu trinken. Ich hätte Tee erwartet.

Heute bin ich ziemlich angetan von der Landschaft. Ich bilde heute die Theorie aus, man muss die Länder in folgender Reihenfolge bereisen: England, Wales, Irland, Schottland, Norwegen und dann Island. In Irland deuten sich die Landschaften des höheren Nordens an, aber sind sehr mit Agrarwirtschaft vermischt. Wenn man aber diese Landschaften schon in Reinform gesehen hat, dann findet man die Nähe zur Agrarwirtschaft befremdlich. Jedenfalls geht es mir so

Am Abend lese ich die irische Times. Wenn ich den Artikel dort richtig verstanden habe, scheint das Gesundheitssystem in Irland etwas überbelastet zu sein durch Corona.