Eine Art Fazit

Dass ich mit Irland nicht sehr glücklich war, das dürfte man schon teilweise in mein Tagesberichten bemerkt haben. Was war nun das Problem? Ich glaube, man muss dies in zwei Aspekte aufteilen. Einerseits subjektive Befindlichkeiten, andererseits objektive Gegebenheiten.

Ich beginne mit den objektiven Dingen.

Ich erzähle dazu zwei kleine, kurze Ereignisse. In Dublin am Campingplatz, als ich zum Einkaufen gefahren bin, fuhr ich auf einer leeren kleinen Straße. Parallel dazu verlief aber eine Nationalstraße. Auf dieser braust u ein Auto heran, dass ich nur hörte. Ich zucke zusammen, weil ich wieder befürchtete knapp und rasend überholt zu werden. Ein Gefühl, was ich aus Deutschland so nicht kenne. Am ersten Tag zurück in Frankfurt bemerkte ich, wie ich bei manchen Situationen als Fußgänger im Verkehr plötzlich Sorge hatte, mit einem Auto zu kollidieren, wo ich sonst eigentlich total entspannt über die Straße gehe.

In Irland gibt es Verkehrsschilder, die besagen, wie groß der Sicherheitsabstand zu den Fahrradfahrern sein soll. Der kleinste Abstand, den es gibt, beträgt einen Meter. Der maximale Abstand, ist 1,50 m. Das ist in Deutschland mittlerweile der Mindestabstand.

Diese 50 cm machen sehr viel für die Psyche aus.

Hinzu kommt, dass die Straßen sehr eng sind, sodass man auf vielen Straßen diesen Sicherheitsabstand nicht einhalten kann. Es ist aber dann die Frage, wie geht man bei dieser Begegnung mit dem Radfahrer um. Im Vereinigten Königreich gibt es die Regel, ich weiß nicht, ob gesetzlich festgelegt oder ein ungeschriebenes Gesetz, derjenige, der an einer möglichen Ausweichstelle als erster ist, wartet auf den anderen bis er an der Ausweichstelle ist. Dann regelt sich auch die Sache immer ganz einfach. In Irland gibt es zwar auch sehr viele Ausweichstellen, aber es scheint die Irren nicht zu interessieren, wenn es um Fahrräder geht. Teilweise hat sich auch den Eindruck, dass es ihnen auch ziemlich egal bei entgegenkommenden Autos ist. Das heißt, man muss sich dann entweder in die Hecke drücken oder das Auto fährt sehr dicht an einem vorbei. Denn, die Irren scheinen nicht länger hinter einem Fahrrad hier fahren zu können.

Hinzu kommt, dass der Verkehrslärm sehr laut ist. Ich wohne in der Frankfurter Innenstadt und würde sagen, dass eine vierspurige Straße in Frankfurt leiser ist, als eine zweispurige Straße in Irland. Das liegt daran, wie in Irland asphaltiert wird. Wenn dieser Asphalt noch nass wird, dann wird es höllisch laut. Und er war häufig nass.

Jetzt ist natürlich die Frage, muss man an solche Straßen entlang fahren? Da ich dem eurovelo 1 gefolgt bin, leider ja.  Nach einiger Zeit habe ich auch herausgefunden, wenn man die Nationalstraßen und die Regionalstraße meidet, dass es ruhiger wird. Bloß man kann diese unangenehmen Straßen nicht umgehen.

Es gibt schlichtweg um die Menge der Straßen. Teilweise war es so, dass ich die Hälfte des Tages an solchen Straßen entlang fahren musste.

Es sei aber auch hinzugefügt, sobald ich den Einzugsbereich des Wild Atlantic Ways verlassen hatte, wurde der Verkehr bedeutend ruhiger. Aber das idiotische Überholen gab es trotzdem weiterhin

Jetzt zu den subjektiven Dingen. Ich bin nicht so richtig warm geworden mit der irischen Landschaft. Das heißt nicht unbedingt, dass sie hässlich ist, aber sie hat meiner Meinung nach eine gewisse Eigenart. Aus anderen Ländern kenne ich, entweder es ist Kulturlandschaft oder „wilde“ Landschaft. In Norwegen z.B fährt man für eine Stunde oder zwei durch ein bestimmtes Landschaftsbild. In Irland ist es so, es gibt einen kurzen Flecken, der einen bestimmten Landschaftstypus darstellt, und drumherum ist Kulturlandschaft.

Also die sogenannte wilde Landschaft ist immer durchdrungen von Kulturlandschaft. Das ist vielleicht schwer vorzustellen. Aber man stelle sich eine Kuhweide vor mit der typischen Vegetation von wiesen an Dünnen, die bei uns ungenutzt und frei zugänglich sind. Also wir in Landschaftsformen eintauchen will, könnte in Irland enttäuscht sein. Weil sobald man nur ein wenig den Kopf dreht, sieht man wieder den Weidezaun, die Hecke, die das Grundstück abgrenzt.

Aber vielleicht ist es auch so, dass ich in Irland Landschaftstypen angedeutet gesehen habe, dich in anderen Gegenden durchfahren habe. In Irland sehe ich sie, und dann verschwinden sie auch gleich wieder.