Fünfter Tag: Elten – Woudrichem (120,14 km)

Kurz nach Elton überquere ich die Grenze. Genau beim Überqueren der Grenze beginnt ein Sprühregen. Ein Omen?

Zur Überquerung des Rheins nutze ich die Fähre von Pannerden nach Millingen. Sie fährt immer 5 nach zwischen 8 und 18 Uhr.

 

Auf dem Weg nach Nijmegen verliere ich den Weg und gerate in einen Platzregen. Mir ruft eine Frau, als ich etwas orientierungslos an einer Kreuzung in den Feldern stehe, aus der Ferne etwas zu und deutet in die Richtung, in dich ich soll. Niederländer können anscheinend hellsehen, wohin der Radtourist will. Aber der Tipp hat gestimmt.

In Millingen kaufe ich ein. Mir fällt als aller erstes auf, wie sehr sich die Einwanderer im Supermarktangebot niederschlagen. Exotische Fertiggerichte und kolonial geprägtes „Convenience Food“. Das Knabberzeugs scheint auch recht komisch gewürzt zu sein.

Beim Einpacken vor dem Supermarkt entdecke ich eine Testmethode, ob ein Autofahrer Deutscher oder Niederländer ist. Die Deutschen fahren knapp und schnell an meinem Hintern vorbei. Die Niederländer tun dies langsam und mit Abstand.

In Nijmegen hilft mir meine Tourenbeschreibung nicht weiter, weil eine Brücke gebaut wird. Und wieder werde ich Zeuge des Phänomens, dass die Niederländer wissen, wohin man will. Ein niederländischer Lastwagenfahrer ruft mir zu, dass ich nach rechts muss. Deswegen wird ein Radfahrer auf mich aufmerksam und bietet mir an zu folgen. Erstaunlich war, der Lastwagenfahrer hatte recht, der Radfahrer sagte mir aber auch gleich, wohin ich wollte und kannte mein Problem.

Endlich auf dem Deich kämpfe ich gegen den Wind an. Er wird immer stärker. Ich beschließe auf die Nationalstraße auszuweichen. Vielleicht ist der Wind in größerer Uferentfernung etwas weniger stark. Die Rechnung geht so einigermaßen auf.

Da ich noch den Wetterbericht im Kopf habe und für den nächsten Tag auch Gegenwind befürchte, beschließe ich mir eine Straßenkarte von den Niederlanden zu besorgen, um eventuell den Weg abzukürzen.

Die erste Tankstelle hatte gar keine Karten, die zweite Tankstelle hat keinen Shop. In der dritten Tankstelle finde ich einen Stapel Karten. Ich finde zuerst nur Karten von Deutschland, dann einen Packen für Italien. Einige für Österreich. Als ich aufgeben will, entdecke ich noch zwei Karten für die Niederlande. Kein Wunder, dass so viele Niederländer auf deutschen Autobahnen unterwegs sind.

Weitere verblüffende Erkenntnis. In der gekauften Karte waren keine Campingplätze verzeichnet. Und das bei diesem Wohnwagenvolk.

Als der Wind nachlässt, gehe ich wieder auf den zur Nationalstraße parallel verlaufenden Deich zurück. Es fährt sich um einiges angenehmer.

Die Niederländer haben sehr schmucke Häuser. Auffällig ist der extrem stark ausgeprägte Hang zur Geometrie und Symmetrie bei der Gestaltung der Häuserfronten und Gartenanlagen.

In den Fenstern werden die verschiedensten Dinge – Vasen, Pflanzen, Figuren ….- symmetrisch aufgestellt.

Die Strecke ist eigentlich ganz schön, weil man auf dem Deich fahren darf. Aber es war für mich persönlich etwas unglücklich wegen des starken Gegenwindes.