21. Tag: Bodø

Als ich aufstehe, trudelt ein Scorpion HP Velotech ein. Ein Elsässer, der in Finnland gestartet ist. Er müsste so um die 60 sein.

Als Erstes klären wir die Frage, warum ich dieses Jahr so viele Franzosen sehe und in meinen letzten drei skandinavischen Jahren so gut wie keinen. Seine Erklärung lautet, im französischen Fernsehen sei ein Milchwerbespot gelaufen, in dem man eine Reise zu den Lofoten gewinnen konnte.

Eine Formulierung von ihm bleibt mir in Erinnerung. Sein Großvater durfte für die Deutschen (Kaiser) kämpfen, sein Vater musste für die Deutschen (Hitler) kämpfen.

Als ich mal wieder kältebedingt auf Toilette muss, sehe ich wie ein Radler mit einem großen Fleischermesser an der Aufnahme der Vordergabel herumfuhrwerkt. Irgendetwas hat sich verbogen und das Vorderrad lässt sich nicht einbauen, weil der Scheibenbremse etwas im Weg ist. Man hat nur ein Minitool dabei. In meinem etwas robusterem Werkzeugsack findet sich aber auch nichts.

Ich lese dann weiter Ibsen.

Da ich auf meinen Reisen immer landesspezifische Literatur aus dem Projekt Gutenberg lese, ist mir etwas aufgefallen. In der schwedischen Literatur ist der Bauer und der Fischer eine zentrale Figur. In der norwegischen tauchen diese Figuren nur am Rande auf.

In Schweden habe ich kaum Anzeichen von Landwirtschaft und Fischerei gesehen. Hier in Norwegen haben sie sich aufgedrängt.

Ich beschließe, doch in das Luftfahrtmuseum zu gehen. Und ich muss sagen, man hat ein beeindruckendes Museum hingestellt.

Die Museen im hohen Norden waren bisher sehr klein. Das Luftfahrtmuseum ist das größte Museum, was ich in Skandinavien besucht habe.

Lohnt sich das Museum? Es gibt eine kleine Abteilung mit physikalischen Experimenten, die die Physik des Fliegens erklären. Von der Aufmachung ist diese Abteilung für Kinder gedacht und ist deswegen leider auf rein norwegisch. Also man kann leider die Erklärungen nicht verstehen.

Die zweite Abteilung schildert die Entwicklung des Fliegens in Norwegen. So wie es aussieht, war Norwegen schon gut mit Flugzeugen verbunden, bevor es mit Straßen verbunden wurde. Das Flugzeug scheint in den Fünfzigerjahren eine Art Fernomnibusersatz gewesen zu sein. Diese Abteilung wird auf Norwegisch und Englisch erklärt.

Dann geht es um die militärische Luftfahrt. Es geht großteils um den Luftkrieg im Zweiten Weltkrieg mit Blick auf die norwegische Luftwaffe. Kaum wird es militärisch, wird auch deutsch übersetzt. Interessant wäre zu wissen warum?

Dann kaufe ich ein. Ich inspiziere den Zeitungsladen von gestern noch einmal ganz genau. Immer noch keine deutsche Tageszeitung. Aber Auto, Motor, Sport und ein deutsches Eisenbahnmagazin. Vorsichtshalber frage ich noch ein Verkäufer. Diese erklärt mir, dass dieser Art der Auswahl der deutschen Zeitschriften in diesem Kiosk normal wäre. Ich werde aber nicht der erste Deutsche, der darüber irritiert ist. Warum die Auswahl so sei, könne er mir aber auch nicht erklären.

Dann verbringe ich den Rest des Tages lesend in meinem Zelt.