9. Tag: Kautokeino – Garajokkmoen søndre (120.01km)

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Ich wache auf und rufe den Wetterbericht auf, der nicht hält, was er verspricht. Das Wetter wird bedeutend besser. Im nebenbei erfahre ich, die nächtliche Tiefsttemperatur wäre 5,2 Grad gewesen. Ich nehme das mit einer gewissen Erleichterung zur Kenntnis. Ich habe in der Nacht nicht gefroren, obwohl der Schlafsack nicht ganz geschlossen war. Also vor den kalten Nächten muss ich mich nicht fürchten.

Die Kirche in Kautokeino ist geschlossen. Die Butik der Tankstelle auch noch. Also beschließe ich, auf die Öffnung des REMA 1000 Marktes zu warten. Bloß der Laden macht nicht auf. Um die Ecke sitzen zwei Angestellte des Marktes. Ich frage, was los sei. Der Chef hat verschlafen. Der taucht aber dann auch auf.

Ich bin stark überrascht. Rema 1000 war mal eine Art Aldi von Norwegen. Ich habe mich da vor mehr als 10 Jahren sehr häufig versorgt. Wenn man aus Supermärkten auf das Land schließen kann, dann hat Norwegen eine Riesenentwicklung gemacht.

Ein sonderbares Beispiel. Ich bin eine Naschkatze. Deswegen finde ich die Süßigkeitenregale, bei denen man sich seine Süßigkeiten selbst mixen kann, eine sehr feine Sache.

Vor zehn Jahre war die Reihenfolge der Vielfalt. Norwegen, Dänemark, Schweden. Jetzt hat Norwegen mit Schweden gleichgezogen.

Die Preise sind von den Ziffern ähnlich wie Schweden, aber in NOK.

Der große Schlag, der mich nach Grenzübertritt vor zehn Jahren getroffen hat, bleibt aus.

Irgendwann entdecke ich ein Schild, mit welchem man die Touristen nicht auf Englisch anspricht, sondern auf Deutsch. Wer hat diesen Norwegern gesagt, dass bei Deutschen „Hofladen“ sehr positiv besetzt ist.

Bei Kilometer 40 bekomme ich plötzlich Nasenbluten und werde zu einer Pause gezwungen.

Was mir gestern schon aufgefallen ist, wie versandet manche Bereiche sind. Ich frage mich, ob Ränder von Wüster so aussehen. Je höher man ist, desto versandeter ist alles.

In der Ferne sehe ich auf manchen Bergen Schnee. Was ich nicht weiter verwunderlich finde. Aber gegen Abend tauchen auf der anderen Seite des Flusses Schneereste auf. Bei ca. 300 Meter Höhe.

Ohne Baustelle scheint eine Radtour in Skandinavien nicht zu gehen. Das bedeutet leider Schotter. Bloß die Norweger verdichten den Schotter im Gegensatz zu den Schweden so, dass die Oberfläche steinhart ist. Fast wie Asphalt.

Die Autos sind einem strengen Reglement unterworfen. Ich darf einfach durch die Baustelle fahren. Aber es nimmt in der einspurigen Situation keiner Rücksicht auf mich.

Im Laufe des Nachmittags höre ich, was ich mit meinen deutschen Ohren als Kuhglocken deute.

Doch ein wenig später trabt eine Rentierherde an mir vorbei. Manchen Rentieren sind Glocken umgehängt.

Ich mache es mir gemütlich und will abwarten, wie die Tiere die Straße passieren. Rentiere, so glaube ich aus meinen bisherigen Bekanntschaften, lassen sich doch nicht durch ein wenig Verkehr vom Weg abbringen. Doch weit gefehlt. Ein einziges Autohupen lässt die Herde eine andere Richtung einschlagen. Erstaunlich die Herde verhält sich schreckhafter als die Einzeltiere.

Mir wird nicht klar, ob diese Herde auf der Flucht war, oder ob dies das normale Tempo einer Herde war.

Bisher sind mir Rentiere als stumme Tiere begegnet. Jetzt blöken einige Tiere ähnlich wie Schafe.

Am Abend gibt es nach dem vielen Auf und Ab eine rasante Abfahrt durch eine Schlucht mit einem Wildwasserfluss. Wer so etwas gerne photographiert, sollte sich um den Sonnenstand kümmern. Bei mir hat der Sonnenstand die meisten Bilder verhindert.

In der Schlucht macht sich das Meer bemerkbar. Der Gegenwind wird noch stärker und noch kälter.

Von den Ausblicken war es heute ein grandioser Tag. Aber der Wind und das Wellblechprofil waren anstrengend,