Ich fahre los und gehe mal wieder in der nächsten Bäckerei frühstücken. Dabei fällt mir ein, ich sollte vielleicht auch mal schauen, wie ich von Lübeck zurückkomme. Also befrage ich die Bahnapp. Und die verkündet schlechte Aussichten. Dass ich einen Fahrradstellplatz bekomme, wird eher schwierig.
Das ist auch eigentlich keine Überraschung, weil ich die Nord-Süd-Verbindungen von Hamburg nutzen müsste. Die waren schon immer voll. Also schaue ich nach, wie lange ich mit Nahverkehr brauchen würde. Zwischen neun und zehn Stunden, wenn alle Anschlüsse funktionieren. Dafür hat mein Vertrauen in die DB puncto Pünktlichkeit zu sehr gelitten.
Nächste Idee, ich fahre mit dem Rad nach Hause. Ich überlege entweder die Fulda lang und dann auf den Vulkanradweg abzubiegen oder über Bad Karlshafen auf den Hessen-R4.
Die Fulda war der erste Teil meiner ersten Radreise. Es wäre spannend gewesen zu erleben, ob dieser Teil die gleiche Faszination ausgeübt hätte wie damals. Ein Blick auf die Karte zeigt, der Fuldaradweg folgt auch wieder sehr viel Bundesstraße. Davon hatte ich schon genug.
Der R4 sieht nicht besser aus. Also überlege ich mir mein eigenes Routing anzuwerfen. Aber bei all den Überlegungen beschleicht mich das Gefühl, was ich schon bei den Vorbereitungen hatte, es geht darum die Situation zu retten. Aber mit viel Hängen und Würgen. Hauptsache man macht was, egal was.
Ob man sich das nicht besser spart und zuhause bleibt? Ich mag Touren, bei denen eine Entwicklung zu sehen ist oder bei denen ich Neues kennenlerne. Dieses permanente Mittelgebirge ist zwar hübsch, aber langweilig. In Witzenhausen, wo denn sonst, beschließe ich mal wieder, ich fahre nach Hause.
Bei der Rückfahrt im Zug tragen alle Maske bis auf eine Person. Die ist Barfussschuhträger und liest ein Buch über japanische Heilströme.
Am Abend aktualisiere ich die Coronawarnapp. Ich hatte eine ungefährliche Risikobegegnung. Die S-Bahnfahrt von Frankfurt nach Mainz?