Am Morgen fahre ich im strömenden Regen los. Beim ersten Aufstieg erhasche ich den ersten Blick auf Landschaft, die Schottland für mich reizvoll macht. Die Bremse fängt an zu schleifen.
Mein besorgter Blick belehrt mich, es ist keine Speiche gerissen, sondern der Nabenflansch ist gebrochen. Also zurück nach Brodick zur Fähre. In Ardrossan fahre ich zum Fahrradladen. Der ist geschlossen.
Weil ich in Paisley neben dem Bahnhof einen Radladen gesehen habe, steige ich in den Zug. Dieser Radladen hat nur fertige Hinterräder für Scheibenbremsen. Im nächsten Radladen das gleiche Bild.
Dass ich mir am Straßenrand ein HR aufbaue, ist mir dann zu riskant.
Also buche ich einen Rückflug. So wie es aussieht, wird die Entschädigung für die Verspätung von Vorgestern diesen Flug finanzieren.
Am Flughafen Glasgow werde ich, weil ich in London City eine Nacht verbringe gefragt, ob ich mein Gepäck haben möchte. Ich verneine. Da ich den der Gepäckausgabe vorbeikomme, sehe ich meinen Packsack und mein Fahrrad. Als ich meiner Verwunderung kundtue, wird mir gesagt, das wäre kein Versehen, sondern grundsätzlich so, wenn der nächste Flug erst am nächsten Tag ist.
In der Halle frage ich Flughafenangestellte, ob der Flughafen schließen würde. Ja.
Ich gehe zur Information und schildere meine Lage. Ja ich ich könne mein Gepäck abgeben. Dort hinten wäre der Schalter. Dort rührt sich keiner, obwohl noch geöffnet sein müsste. Zurück zur Information.
Riesenwirbel. Man hat zwar Zugang zu dem Raum. Das Problem, das Gepäck müsse erst gescannt werden, bevor man es einschließt. An den Scanner kommt man nicht ran. Also wird organisiert, dass mein Gepäck mit dem Scanner gescannt wird, mit dem ich eigentlich das Essen für die Flugzeuge gescannt wird.
Dann werden die Sachen weggeschlossen. Als ich so vor dem Flughafen sitze, kommt derselbe Flughafenangestellte auf mich zu, dem ich meine Lage geschildert habe und erzählt mir, dass der Flughafen offen für die ist, die am nächsten Tag weiter fliegen.
Die Auskunft, dass eine halbe Stunde reichen würde sich vor Abflug an den Check-In zu stellen, stimmt auch nicht, denn es stehen Massen vor den Schaltern.
Als ich das Rad am Sperrgepäckschalter abgeben will. Fragt man mich nach einem Gewichtsbeleg vom Eincheckschalter. In dem Moment kommt mein Packsack mit seinem Gewichtsbeleg.
Da aber mein Fahrrad weder mit der Waage am Check-In-Schalter bzw. am Sperrgutschalter gewogen werden kann, will man mein Rad nicht annehmen.
Irgendwie wuchten wir das Rad aufrecht auf die Waage und halten es fest. Ich habe ein ein Leichtgewichtsrad von 13 kg.
Ab und zu habe ich das Gefühl, die englische Hilfsbereitschaft ist eine Methode, mit dem selbst produzierten Chaos besser klar zu kommen.
Ich komme in Frankfurt an und fahre nach Hause. Das Schaltauge scheint verbogen zu sein.
In Frankfurt ergattere ich im ersten Laden, Wunschfelge, Wunschspeichen und eine Nabe. Also kann ich loslegen und ein neues HR bauen.
Als ich das Schaltauge reparieren will, stelle ich fest, dass ich meine Lehre zur Schaltaugenreparatur anscheinend entsorgt habe, weil ich bei meinem neuen Rahmen ein austauschbares Schaltauge habe. An den Entsorgungsakt kann ich mich aber nicht erinnern. Das sind die Momente, wo ich ernsthaft Sorge habe, dass meine Altersdemenz beginnt.