19. Tag Bugøyfjord – Kirkenes (61,51km)

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Am Morgen treffe ich wieder Rentiere. Viele kleine Grüppchen. Ich bleibe bei meiner Meinung, diese Tiere haben ein Rad ab. Heute hatte ich bei einer Rentiermutter mit ihrem Jungem den Eindruck, sie spielen Fangen mit mir. Sie bleiben stehen und rennen dann die Straße entlang, arbeiten einen Vorsprung heraus, um dann wieder stehen zu bleiben, bis ich wieder nahe genug bin. Das Spiel wird mehrmals durchgespielt. Natürlich will ich die Tiere nicht hetzen und bleibe stehen. Die Rentiere stehen auch und tun das beharrlich, bis ich losfahre.

Ich wundere mich, warum die Tiere nicht zur Seite in das Gebüsch ausbrechen. Sie rennen irgendwann zur Seite weg, als sich eine Art Waldweg für sie auftut.

So schroff gestern die Landschaft war, so freundlich wird sie heute. Viel Grün und viel Wasser.

Im Laufe des Vormittags wird ein Schleifgeräusch immer penetranter. Kurz vor dem Flughafen Kirkenes wird mir die Ursache klar. Die Felge am Vorderrad gibt den Geist auf.

Das Felgenhorn ist ausgebeult und die Felgenflanke darunter hat einen Riss und ist eingedellt. Ich überlege mir, ob ich die restlichen 100 km noch riskieren soll, nämlich zur Grense Jakobselv und dann zum Flughafen zurück. Aber ich lasse dann davon ab, weil ich nicht weiß, was passiert, wenn die Felgenflanke wirklich bricht. Ich quartiere mich einen Tag früher als geplant auf dem Campingplatz Kirkenes ein. Glück im Unglück.

Vor Kirkenes gibt es ein militärisches Gebiet. Die Anweisung für die Norweger lautet: „Nicht photographieren und nicht campen.“ Alle anderen dürfen auch nicht anhalten.

Nachdem ich mein Zelt aufgestellt habe, gehe ich einkaufen. Nach den kohlehydrathaltigen Tagen einer Radreise gönne ich mir immer Salat.

Die Tomaten kosten 5 Euro das Kilo und die Gurken wissen, dass man im Norden kurz wächst. Ich gönne mir Lachs dazu. Mein Portemonnaie ruft wegen der norwegischen Preise eine schwerwiegende Beziehungskrise mit mir aus. Lecker war es trotzdem.

Die Elektronik macht schon verrückte Sachen möglich. Aus meinem Zelt bestelle ich schon die Ersatzfelge, sodass ich gleich bei meiner Rückkehr ein neues VR aufbauen kann.