2. Tag: Schetteregg – Jungholz 83 km

Ich muss teilweise schieben, weil die Wege ziemlich schlecht sind. Die OSM-Wertung in Österreich ist scheinbar eine andere als in Deutschland. Aber ich glaube, ich werde alpensüchtig. Es war vielleicht keine gute Idee, mit den Alpen anzufangen.

Ich sehe alte Dörfer, von dem ich nicht so recht weiß, ob sie verlassen sind oder nur wenig genutzt werden.

Ich fahre nach Oberstdorf an die Iller. Dort fahre ich das altvertraute Stück nach Sonthofen. Zu meiner großen Überraschung herrscht dieses Mal Hochbetrieb. Ob es daran liegt, dass ich relativ spät in Urlaubssaison vorbeischauen oder ob dies eine Coronafolge und/oder Ukrainefolge ist, erschließt sich mir nicht.

In Sonthofen entscheide ich, dass ich doch den Bodensee-Königssee-Weg fahre. Der Oberjochpass scheint mir zu verkehrslastig. Abgesehen davon müsste ich dann 40 km noch auf einem österreichischen Mountainbikeweg fahren zum nächsten CP. Nach meiner heutigen Erfahrung am Vormittag weiß ich nicht, ob ich das schaffen würde.

Entweder habe ich ein schlechtes Gedächtnis oder man hat den Bodensee Königssee Radweg stark geändert. Ich kann mich an den Rottachsee nicht erinnern, wie an den Blick auf die A7. Ich habe andere Bilder im Kopf. Insbesondere einige Fotos, die mir im Kopf geblieben sind.

Ich finde den Weg bei weitem nicht so schön, wie ich ihn vor einigen Jahren fand. Es sind erstaunlich wenig Radfahrer auf diesem Weg. Ich bilde mir sogar ein, weniger als vor einigen Jahren. Die zwei einzigen Reiseradler, dich auf diesem Weg treffe, fahren ohne Strom. Die Tagestouristen fahren natürlich alle mit Strom. Was auch auffällt, ich habe bisher noch nicht die Frage gestellt bekommen, warum ich ohne Strom fahre. Oder es wurde auch noch nicht Verwunderung darüber ausgedrückt. Vielleicht, wenn fast alle mit Strom fahren, man jetzt annimmt, dass jeder mit Strom fährt, und man schaut deswegen nicht genau hin.

Auch heute ist es sehr heiß. Ich fange schon an morgen zum Schwitzen an. Fast an jedem Brunnen mache ich Pause und am späten Nachmittag gehe ich in den Supermarkt, um mir ein Eis zu kaufen. Es gibt kein Wassereis mehr.

Vor dem Supermarkt stehen zwei voll gepackte Räder. Verglichen zu diesen beiden ist meins eine wahre Leichtgewichtsfuhre. Ich frage die zwei Jungs, was Sie vorhaben. Sie wollen nach Spanien und dann nach Japan. Es erklärt mir trotzdem nicht das Gepäck.

Ich fahre den CP Jungholz an.