14. Tag: Storskjaringa – Meahccejohka (122,21km)

Ich fahre los und sehe mal ein anderes Warnschild als vor Rentieren. Nämlich von Schafen. Zu erst habe ich den Verdacht, vielleicht sind die Rentierschilder nur ausgegangen. Nein, ich treffe wirklich Massen von Schafen. Eigentlich habe ich die Erfahrung gemacht, je weiter nördlich ich komme, um so schreckhafter sind die Nutztiere.

Aber diese Schafe stört gar nichts. Normalerweise lassen sich Schafe nicht von Autos stören, aber von Radfahrern. Wenn der vorbeifahrende Radfahrer nicht stört, dann der absteigende. Aber diese Schafe kümmern sich nicht um mich. Auch als ich beim Photographieren auf sie zugehe, verziehen sie keine Miene.

Auch heute wieder das Wechselspiel zwischen Landschaften, die in Deutschland Hunderte von Kilometern entfernt sind. Liebliche Weidenlandschaften, die ans Mittelgebirge gemahnen, wechseln mit Meeresküste.

Heute ist mein Glückstag. Weil es immer heißer wird, ziehe ich meine Windstopperweste aus. Nachdem ich einige Kilometer geradelt bin, merke ich, dass ich meine Bauchtasche mit Geld und Papieren nicht mehr umgeschnallt habe. Panik bricht aus. Als ich mich umdrehe, liegt die Bauchtasche einfach hinten auf meiner Packrolle.

Heute lerne ich wieder etwas, fahre nie dahin, wo asiatische Touristen gerade photographieren, um selbst zu photographieren. Es sind sofort einige Kameras auf mich gerichtet. Mal sehen, vielleicht erscheine ich auf Youtube.

In Lakselv ist das Zentrum kein normaler Ortskern, sondern ein einziges Einkaufszentrum. Es ist fast so, wie in manchen unsere Gewerbegebieten. Ich bin etwas überrascht nach der Leere und Kleinheit der bisherigen Orte.

Nach Lakselv geht es die 98 entlang. Weil es immer heißer wird, nehme ich die am Polarkreis entwickelte Technik der T-Shirt-Tränkung wieder auf. Eine meiner besten Erfindungen.

Zu erst geht es an der Küste entlang. Aber hier deutet sich schon an, was später in den Höhen Wirklichkeit wird. Karge unwirtliche Landschaft.

Im Laufe der Strecke frage ich mich, ob ich ans Mittelmeer gebeamt worden bin. Diese Hitze unfassbar.

Dann komme ich durch ein paar Anstiege auf 180 Meter Höhe und erlebe Flächen ohne Baum, Strauch, Gras oder Flechte. Nur Geröll und Sand. Es weht ein heftiger Wind. Ich bezweifle, dass ich es schaffen werde, mein Zelt aufzustellen. Etwas tiefer beruhigt sich der Wind. Ich stelle mein Zelt an einem See auf. Zuerst mückenfrei. Aber als die Arbeiten fast beendigt sind, bin ich von kleinen Fliegen bedeckt. Im Zelt hört es sich an, als würde es stärker tröpfeln. Es sind die Fliegen, die gegen mein Zelt fliegen.