12. Tag: Fürth im Wald – Waidhaus 70 km

Der Weg von 400 Metern zu 900 Metern Höhe ist glücklicherweise fast immer asphaltiert. Ich erfahre etwas, was mich schon die ganze Zeit beschäftigt. Warum ist der Wald dichter auf Seite der Tschechei als auf der deutschen? Ich dachte, dass 50 Jahre eiserner Vorhang hätten nichts damit zu tun, weil das für einen Wald eine zu kurze Dauer sei. Eine Informationstafel belehrt mich des besseren.

Nach der heutigen der Wegführung des EV 13 würde ich ihr misstrauen. Denn sie führt nicht wie einst gedacht hauptsächlich der Grenze entlang, sondern versucht auch noch die Schönheiten und kulturellen Wichtigkeiten der Gegend zu zeigen. Das schindet Höhenmeter heraus.

Ich spare mir die Abfahrt nach Waldmünchen und verzichte auf Leberkäsesemmeln. War das ein Fehler?

Die Antwort lautet ja nein. Es handelt sich zwar um einen Asphaltweg, aber teilweise ist der Asphalt so kaputt, dass man ihn als Schotter bezeichnen könnte. Es geht auch mitunter extrem steil bergab. Ab und zu steige ich deswegen ab.

Die Karte kündigt eine Tankstelle an. Diese ist aufgegeben. Es stehen sogar noch die Zapfsäulen. 400 Meter weiter seht jetzt direkt an der Grenze die Tankstelle desselben Betreibers neugebaut.

Eines fällt mir auf. Es ist extrem ruhig im Bayerischen Wald. Früher nannte man die Gegend so Zonenrandgebiet.

Jedes Mal, wenn ich über die tschechische Grenze fahre, empfinde ich die Grenze stärker als bei anderen Grenzen. Für mich ist diese Erfahrung besonders verblüffend, weil ich mit Geschichten aufgewachsen bin, dass dies ein gemeinsamer Kulturraum ist. In Grafenried erfahre ich den genaueren Grund. Die komplette deutsche Bevölkerung wurde vertrieben. Von Vertreibung wusste ich, aber die Radikalität erfasse ich, indem ich an den nicht mehr vorhandenen Dörfer vorbeifahre.

Es ist eigenartig, der Wald und die Natur gefällt mir auf der tschechischen Seite besser. Aber die Wege in Tschechien sind stellenweise grausam. Was bedeutet grausam in diesem Zusammenhang? In dem Ruf, in dem der EV 13 steht, sind die Wege sogar gut. Denn es hieß, sie seien teilweise unbefahrbar, alte Grenzwege und so weiter. Aber immer wieder habe ich das Phänomen, dass der Asphalt zu Schotter zerbröckelt ist. Aber trotz alledem ist die tschechische Seite die schönere. Auf der deutschen Seite fährt man besser, aber irgendwie ist etwas anders, sodass mich die Umgebung nicht so anspricht.