3. Tag: Ziegeleipark Buchenberg (90.45 km)

Ich fahre los und ich bemerke, wie menschenleer die Gegend sein muss.

Der letzte Supermarkt war in Zehdenick. Der nächste soll in Fürstenberg sein.

Deswegen bin ich froh auf eine Bäckerei zu stoßen. Eine Goldgrube scheint diese Bäckerei nicht zu sein. Trotz ihrer Einzelstellung ist die Einrichtung vermutlich aus DDR-Zeiten.

Der Radweg führt am Jugendlager und KZ-Ravensbrück vorbei. Eigentlich will ich mir die Lager nicht ansehen. Aber der merkwürdige zerfallene Zustand des Jugendlagers und die merkwürdigen Hinweisschilder wecken mein Interesse, weil das nicht meinen Vorstellungen von einem Lager als Gedenkstätte entspricht. Also versuche ich auf das Gelände zu kommen. Ich schaffe es nicht. Dabei entdecke ich ein Stück weiter die Gedenkstätte des Erwachsenen-KZs.

Dort klärt sich so Manches. Es gab zwei Lager nebeneinander. Das Jugendlager und das KZ. In den zwei Begriffen spiegelt sich eine Art Zwei-Klassen-Gesellschaft des Gedenkens.

Es ist entscheidend, ob man politisch oder rassisch verfolgt war oder aus anderen Gründen.

Die erste Gruppe wurde entschädigt, hatte es leichter Gedenkstätten zu initiieren, usw.

Die zweite Gruppe hatte das Nachsehen. Obwohl ein Wandel in dieser Sichtweise vorhanden ist, ist die Diskrepanz an dieser Stelle unübersehbar.

In der Gedenkstätte hat das Jugendlager einen Raum. Dort sieht man Dokumente aus der Nackkriegszeitjustiz.
Sinngemäß konnte ich lesen, die Jugendlichen wären nicht aus politischen oder rassistischen Gründen in diesem Jugend-KZ gewesen, sondern aus anderen. Meist galten sie als „schwer erziehbar.“ Deswegen keine Entschädigung, obwohl die gesundheitlichen Schäden eine Folge der Bedingungen im Lager waren. Es folgt aber keine Äußerung des Bedauerns über die Gesetzeslage, sondern die Maßnahme wären gegenüber den Jugendlichen im Kern als solches damals sogar richtig gewesen.

In Ravensbrück kaufe ich in einem neu eröffneten Supermarkt ein. Eine Tchiboverkäuferin, die nicht zum Laden gehört, repariert die EC-Maschine und erklärt der ratlosen Supermarktleiterin, wo die Einmalrasierer liegen.

Und dann geht es zur Sache. Was sich am Vormittag angedeutet hat, wird Wahrheit. Es wird hügelig und ich wundere mich, woher all die Höhenmeter kommen.

Dann lese ich meinen Bikelineführer nicht und fahre nach Neu Strelitz. Von dort gibt es einen Zubringer zum Radweg. Also wieder zurück. Ich mache einen Campingplatz früher als geplant Schluss.