Fahrradnavigation ohne Bildschirm, aber nach Ansage – OziExplorer und Garmin

In diesem Artikel vergleiche ich Garmin Vektorkarten auf dem M10 und den OziexplorerCE mit Rastergrafikkarten, wenn man nur die akustischen Anweisungen der Systeme zur Fortbewegung mit dem Fahrrad nutzen will. Vielleicht schreibe ich hier über eine Sache, die sowieso nur ich mache, weil ich zu meinem anfänglichen PDA, jetzt Smartphone mit GPS für das Fahrrad eher durch Zufall gekommen bin. Und ebenso wie ich mich mit diesem GPS durch die Lande bewege. Das Gerät ist nicht am Lenker, sondern in der Jackentasche mit abgeschaltetem Bildschirm und ich folge den Ansagen.

Der Grund dafür, wenn der Bildschirm abgeschaltet ist, spare ich immens Strom und muss nur einen oder sogar keinen Akku mitschleppen. Ich komme mit einem Akku auf sechs bis sieben Stunden Laufzeit. Weiter ist das Problem der Wasserdichtigkeit viel einfacher zu lösen, weil ich das Gerät nur bei Unklarheiten aus der Tasche ziehen muss. Das Thema, wie hält ein Smartphone die Vibrationen am Lenker aus, ist im Netz strittig. Bei meiner Lösung muss ich mir keine Sorgen machen. Auch muss ich mich nicht mit der Lesbarkeit des Displays bei Sonnenschein herumschlagen.

Ein anderer Grund, ich kann auf dem Smartphone auf Grund von Handschriftenerkennung sehr angenehm meine Reisetagebuch führen, Musik hören und lesen. Mein Gepäck hat sich dadurch stark reduziert, bzw. der elektronische Anteil hat sich nicht aufgebläht.

Ein weiterer Grund, wenn man z.B. durch drei Länder reist, sind Vektorkarten teuer. Die kostenlose Lösung Openstreetmap war für meine bereisten Länder auf Grund der Lücken wahrhaft keine Möglichkeit.

Weiter fühle ich mich bei meiner Variante sicherer, da ich nicht den Blick vom Verkehr abwenden muss, um den Hinweis des GPS wahrzunehmen.

Das Fahren nach Ansage mit dem OziexplorerCE war so zuverlässig, dass ich eigentlich nicht das Bedürfnis nach visueller Kontrolle hatte.

Bisher fuhr ich mit dem OziexplorerCE durch die Gegend. Dieses Programm arbeitet mit Rastergrafikkarten. Dies bedeutet, das System kann nicht routen. Ich muss die Routenpunkte, die eine Ansage auslösen, händisch eingeben.

Da mein PDA den Geist aufgegeben hat, besorgte ich mir das M10 von Garmin-Asus. Dabei der City Navigator von Garmin. Dieses System nutzt Vektorkarten und kann routen. Auf dem M10 spricht das Garminsystem sogar mit mir. Die Outdoorgeräte können das meinen Erkenntnissen nach nicht.

Auf den ersten Blick scheint klar, was das bessere System ist. Das Garminsystem weil es weniger Arbeit macht, wenn man eine Radtour plant.

Aus meinen Erfahrungen heraus, würde ich aber das mit einem klaren Nein beantworten

Das Hauptproblem sind die Ansagen. Sind sie früh genug und unmissverständlich?

Der Oziexplorer kennt vier Ansagen pro Richtung und dann noch gerade aus. Ich kann einstellen, ab was für einer Distanz und wie oft vor einem Abbiegen das Programm die Richtung ansagt. Dieses System hat sich als sehr zuverlässig erwiesen. Auf 100 Kilometer muss ich im Schnitt vier Mal dann doch mal einen Blick auf den Bildschirm werfen. Das sind aber Situation, von denen ich zum Teil sagen muss, da hätte ich stoppen und schauen müssen, wenn ich auch mit Blick auf einen angeschalteten Bildschirm gefahren wäre, weil die Situation so komplex ist, dass ein kurzer Blick beim Fahren zum Verstehen der Situation nicht gereicht hätte.

Garmin kennt drei Ansagen pro Richtung. Letztendlich bekomme ich zwei Ansagen. Im Fahrradmodus nach einem Richtungswechsel und kurz vor dem entscheidenden Punkt. Aber bei Garmin sind die Ansagen nicht einheitlich. Links kann mal 90 Grad nach links bedeuten, aber mal auch 10 Grad nach links. Wobei 10 Grad auch mal mit „Links halten“ beschrieben wird. Weiter kommen Ansagen, wie „Abbiegen in den Weg“. Die Situation wird dadurch häufig missverständlich beschrieben. Ich habe jetzt noch keine Tour erlebt, wo ich nicht mindestens viermal den Weg verloren habe, aber noch schlimmer, ich fühle mich durch diese Erfahrungen deutlich häufiger gezwungen kontrollieren zu müssen, ob ich das System, richtig verstanden habe. 15 Stops auf 100 Kilometer dürfte die Sache ziemlich gut beschreiben.

Wobei gilt, je unbesiedelter das Gebiet ist, um so problematischer ist das Ganze. Auf städtischem Terrain klärt meist die Angabe des Straßennamen. Aber auf Forst- und Feldwegen kommen teilweise ziemlich kuriose Sachen zustande. Ich habe bisher noch kein System erkennen können, nach was für Kriterien sich die Ansagen gestalten. Für mich sehr ähnliche Situationen, werden sehr unterschiedlich angesagt

Letztendlich ist es so, dass ich bisher jede Tour mit dem Garminsystem vorzeitig abgebrochen habe, weil ich mich zu oft verfahren habe.

Wie gestaltet sich die Situation, wenn man von seiner geplanten Route abkommt. OziexplorerCE hat keine Warnfunktion. Garmin quakt irgendetwas von Neuberechnung. Aber Oziexplorer meldet sich letztendlich, weil er sich nicht meldet. Bzw. ich habe bisher noch nicht begriffen warum, bekomme ich Entfernungsangaben zu einem Routenpunkt gemeldet. Die gemeldeten Zahlen verraten auch, dass man vom Weg abgekommen ist.

Mir persönlich ist der Oziexplorer aber in dieser Situation lieber. Ich schaue auf die Karte und kann mir am Gerät eine Route zur eigentlichen Route zurückklicken. Bei Garmin ist die eigentliche Route durch die neuberechnete Route verschwunden. Was im Prinzip nicht schlimm ist, wenn man dadurch nicht unliebsame Überraschungen bei der neuen Wegführung erleben würde.

Die Wegqualität kann ich beim Oziexplorer, dank topographischer Karte und Opencyclemap besser bestimmen. Bei Garmin auf dem M10 finde ist das durch die Augen nicht möglich. Die Informationen, wenn man die Wege anklickt, sind auch nicht sehr erhellend. Beim OziexplorerCE habe ich auf einer Radreise 50 Kilometer in 10 Minuten zusammengeklickt, weil ich normale Karten nutzen kann. Weiter ist es eine Katastrophe eine Route mit dem mit dem Interface des Garminsystem auf dem Smartphone zu planen.

Wie sieht es mit der Planung auf dem häuslichen Rechner aus. Ich hole mir meine Grundidee der Routen bei Radroutenplaner Hessen und baue diese Routen dann entweder in Mansource oder in der Desktopversion von Oziexplorer nach.

Bei Oziexplorer brauche ich statt 10 Minuten, zwanzig bis dreißig Minuten. Was ich aber genauer betrachtet nicht so schlimm finde. Bei Oziexplorer kann ich direkt im Programm auf die Satellitenbilder von Google und die Opencyclemap zugreifen. Dann habe ich noch Zugriff auf eine topographische Karte. Das hat zur Folge, dass ich Situationen, die bezüglich der Ansage missverständlich sein können, so markieren kann, dass ich sie nicht missverstehe. Oder ich bin so vorgewarnt, so dass ich weiß, wie ich fahren muss. Zusätzlich ist die Route durch die intensivere Beschäftigung präsenter. Dies dürfte aber auch ein Grund sein, dass ich mich mit dem Oziexplorer weniger verfahre.

Weiter ist durch die Nutzung der Opencyclemap graphisch leichter erfassbar, wo ich fahren kann. In Mapsource, ich durfte auch die Garmintopokarten ausprobieren, fällt das schwerer. Weil einerseits viele regionale Radrouten nicht eingetragen sind. Es sind nur die großen meist überregionalen Fahrradrouten zu erkennen.

Wie ist es mit Openstreetmap für Garmin. Problematisch. Einerseits kennt OSM mehr Wege und Durchgänge als Garmin. Aber dann produziert OSM wieder ganz eigenartige Fehler bei Routing. Aus 80 Kilometer Route im CityNavigator wurden in der Neuberechnung bei OSM auch mal 110 Kilometer. Dabei waren aber gängigen Abkürzungen, die ich den Karten von Garmin nicht entlocken konnte.

Das nächste Problem nicht jede garminfähige OSM-Version verträgt sich wirklich mit dem M10. Dummerweise verträgt sich genau nur eine mit dem M10. Aber die hat ein Routing, das nicht brauchbar ist.

Ein Bekannter hat die routingfähige Topo von Garmin. Ich durfte mich damit herum spielen und plante eine Tour von 80 Kilometern. Meine Erwartung war, dass die Ansagen weniger missverständlich werden, weil mehr Wege auf der Topo vorhanden sind. Meine bisherige Einschätzung war, dass manche Situationen beim Citynavigator nicht klar genug angesagt bzw. nicht angesagt werden, weil der Weg im Kartenwerk fehlt, der in der Wirklichkeit plötzlich Erklärungsbedarf erzeugt. Diese Erwartung wurde nicht erfüllt. Das Hauptproblem war wieder, die Ansagen sind nicht systematisch. Und daher nicht eindeutig interpretierbar. Weiter kommt dazu, die Ansagen von Garmin befolgen das Prinzip „Follow the Road“. Wenn ein Hauptweg abbiegt, dann wird dieses Abbiegen nicht angesagt. Bloß bei Forstwirtschaftwegen lässt sich leider des Öfteren sehr schwer klären, was ist der Hauptweg.

Der nächste Punkt, es kommen Ansagen wie „In 500 Meter rechts“. Auch wenn ich auf den Tacho schaue und mitrechne, dann ist in 500 Meter nicht klar, was für einer der beiden nahe zusammenliegenden Wege gerade gemeint ist.

Aber noch etwas anderes ist mir aufgefallen, was das Fahren nach Ansage bei den Garmin Topo schwerer macht als bei Nutzung des CityNavigators. Es scheint so zu sein, dass der CityNavigator auf dem M10 deutlich schneller und sensibler auf das Abkommen von der Route reagiert als mit einer Garmin Topo.

Wie ist das Experiment ausgegangen? Die ersten 20 Kilometer wurden zu 30 Kilometer, dann habe ich die Garminsoftware entnervt abgeschaltet und den Kauf der Topo verworfen. Glücklicherweise fasste ich den Entschluss, an einer Stelle, die eine meiner Routen kreuzt, die ich für den OziexplorerCE auf dem Smartphone dabei hatte. Und plötzlich gab es kein Verfahren mehr.

Das Fazit meiner Experimente, ich bleibe beim OziexplorerCE.

Wer sich mit dem Gedanken trägt nur nach Ansage zu fahren, sollte darauf achten, dass er ein Ansagesystem bekommt, was die Abbiegerichtung einheitlich ansagt.

Der OziexplorerCE sagt bei einer notwendigen Abweichung zur Fahrtrichtung bei einem Routenpunkt

  • bis 15 Grad leicht links bzw. rechts
  • bei 15 – 30 Grad halblinks bzw. halbrechts
  • bei 30 – 30 Grad links bzw. rechts
  • bei 15 – 30 Grad scharflinks bzw. scharfrechts

an.

Andere Informationen werden nicht bei den Ansagen berücksichtigt. Dadurch wird das System klar und verlässlich verständlich.

Der andere Punkt, es sollte einstellbar sein, ab was für einer Distanz wie häufig vor einem Routenpunkt die Ansage erfolgt.

Auf Hauptverkehrsadern einer Großstadt sagt der Citynavigator eindeutig zu spät für das Einordnen zum Linksabbiegen an. Das tut mein Oziexplorer in den von mir gewählten Einstellungen zwar auch, aber ich kann das schnell ändern.

Was auch zu einem Problem werden kann, wie schalte ich den Bildschirm ab. Die schönste Lösung, es geht mit einer Hardwaretaste. Ist die nicht vorhanden, dann hat der Oziexplorer einen Schalter dazu. Bei Garmin musste ich einige Zusatzprogramme durchprobieren, bis eine passable Lösung gefunden war.

Eine Frage, die sich mancher auf Grund der Thematik dieses Blogs vielleicht stellt, ist das System auf Radreisen nutzbar? Ich bin bisher immer geschilderter Routen gefahren, deswegen habe ich es letztendlich die Ansagen nicht genutzt, sondern nur zur Absicherung, wenn die Lage unklar war. Oder innerhalb von Städten hatte ich mir den Weg ziemlich schnell zusammengeklickt und bin dann nach Ansage gefahren.

Ich werde dieses Jahr GPS auf nicht beschilderten Wegen in Lappland nutzen. Aber da gibt es so wenig Kreuzungen und Straßen, dass 10 Routenpunkte am Tag schon viel sein könnten. Eigentlich ist das GPS dort Firlefanz.

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.