1. Tag: Frankfurt – Oberstdorf (5.82 km)

Wegen des Orkantiefs in der Nacht bin ich zwei Stunden früher am Bahnhof. Ich muss mit einem Zug fahren, den ich die letzten zwei Jahre wegen Familienangelegenheiten nutzen musste. Einmal ein Totalausfall und das andere Mal massiver Verspätung. Heute ist nur die Klimaanlage kaputt.

40 Minuten bevor der Zug losfährt, wird ein Kofferbesitzer über Lautsprecher mehrmals gebeten sich zu seinem Koffer zu begeben. Ich befürchte eine Bahnhofssperrung. Der Kofferbesitzer hat aber dann doch Erbarmen mit mir.

Im Zug von Ulm nach Oberstdorf unterhalten sich eine Frau und ein Mann über ihre Selbstverteidigungsstrategien bei vermuteten Überfällen.

Gestern habe ich mir überlegt ein neues, besseres Schloss für Deutschland zu kaufen. Meines ist 20 Jahre alt.

In Oberstdorf angekommen, begebe ich mich in die Bahnhofsbäckerei, um anständige Brezen zu kaufen. Ich will in den niederbayrischen Sound meiner Kindheit verfallen, ich bin ja in Bayern, bremse ich mich und ordere meine Brezen auf Hochdeutsch. Vermutlich wäre es mir in dieser Bäckerei so gegangen wie als Kind, als ich beim Berliner Bäcker „Semmeln“ wollte. Ich bekam nichts.