Achter Tag: Woodbridge – Bungay (115,48 km)

Der Tag fängt schön an, aber mit einigen Steigungen. Der Wind bläst mich diese förmlich hinauf. Wobei ich mir ausmale, wenn solch ein Wind Gegenwind wäre.

Irgendwann wird mir etwas schwummerig und ich versorge mich in einer Bäckerei mit Rolls. Blätterteig mit einer Hackfleischwurst gefüllt. Schmeckt lecker und ist verhältnismäßig billig. Aber so eine Roll besteht aus Radfahrersicht aus zu viel Fleisch und aus zu wenig Teig.

Auf den Geschmack gekommen besorg ich mir im nächsten Village Shop „Cheese and Onions Rolls“. Ebenfalls die Schwummrigkeit verschwindet und ich denke darüber nach, ob dies die Anfänge einer Hungerast gewesen sein könnten.

Wenige Stunden später wieder so ein Schwummrigkeitsgefühl. Ich mache Rast. Als ich aufstehe, explodiert mein Mageninhalt, so dass ich vollkommen davon überrascht bin, auf die Straße. Glücklicherweise fühle ich mich nach solchen Brechattacken pudelwohl und fahre behaglich weiter.

Aber allmählich bin ich etwas angenervt von dieser Streckenführung. Trotz des Titels Northsea-Cycleroute läuft die Strecke im Landesinneren entlang. Was nicht weiter schlimm wäre, wenn die Engländer nicht aus Erosionsschutzgründen nicht an jeder Straßenseite zwei bis drei Meter hohe und blickdichte Hecken hochwachsen hätten lassen. Der Weg besteht für mich aus Hecken, hie und da schöne Landhäuschen und pittoresken Dörfchen. Ich würde einfach nur gerne mehr Landschaft sehen.

Die Landschaft als solche ist schön. Sanft hügelig, mit gelben Getreidefeldern und grünen Wiesen. Aber ich sehe Hecken.

Die Erfahrungen mit den englischen Autofahrern sind heute hauptsächlich negativ. Sie überholen extrem knapp ohne zu bremsen. Teilweise kann man nur von Glück sprechen, dass keine Zusammenstöße mit dem Gegenverkehr passieren. Irgendwann denke ich mir: „Bringt euch doch einfach gegenseitig um!“

Eine Besonderheit hat England allem Anschein. Ich habe bisher keinen aktiven Friedhof entdeckt. Friedhöfe sind für mich Wassertankstationen.

Also doch in den Supermarkt und ich entdecke ein meiner Meinung nach sehr leckeres Getränk. Johannisbeersaft mit Apfelsaft gemischt.

Kurz vor Holton bemerke ich gerade noch rechtzeitig, dass ich im Kreis herum geführt werde. Kommt man von Halesworth nach Holton, nicht der Markierung folgen, sondern gerade aus in das Dorf Holton hinein fahren. Die erste Möglichkeit nach links und dann entdeckt man auch schon wieder eine Routenmarkierung.

Eigentlich etwas zu früh, aber doch ganz froh auf Grund meiner gesundheitlichen Eskapaden eine Hinweis zu einem Campingplatz. Ich beschließe dieser Beschilderung zu folgen.

An einer Kreuzung fehlt die Beschilderung. Neben mir hält ein Auto. Der Campingplatzbesitzer. Er erklärt mir den Weg und trägt mir schöne Grüße für seinen Vater auf.